Montag, 14. Februar 2011

Dreckiger Sumpf aus Kaffeesatz

7:12 Uhr, noch 108 Minuten bis zur Toxikologieprüfung. Eine verkommene Gasse im Herzen der Stadt. Mühsam kam ich zu mir, neben mir noch das Feuerzeug und der rostige Löffel, mit dem ich mir die letzte Dosis aufgekocht hatte ... scheiße, wie lange hatte ich hier gelegen? War es schon Morgen? - Fuck, die Prüfung. Neben mir stand noch die kleine 100 Gramm Packung. Militta Edelröstung, reinster Stoff, hatte mich ne ganze Menge Schotter gekostet. Aber jetzt war nichts mehr davon übrig ... hatte ich mir die ganze Ladung etwa in einer Nacht gegeben?!
Alles drehte sich als ich mich langsam aufrichtete. Wo war ich? Wie war ich hierher gekommen? Ich wollte doch gestern Abend lernen, was war da nur falsch gelaufen? Als ich endlich stand gaben meine Beine wieder nach, noch ehe ich nur einen Schritt tun konnte. Meine Arme waren noch zu erschöpft mich abzufangen, also fand ich mich mit dem Gesicht auf dem Beton wieder. Doch da war kein Schmerz - nur ein süßer Duft der mich umfing. Es roch wie ein schwarzer Columbianer, der dir den Verstand aus dem Kopf vögelt - herb und doch zugleich so sanft. Es umfing meinen Verstand, da war es wieder, dieses Hochgefühl. Der Sturz hatte mir die Nase gebrochen - das Blut lief in Strömen auf den benutzen Kaffeesatz, der den Boden bedeckte. Doch das war mir egal, genüsslich leckte ich jedes kleine Körnchen der dunklen Teufelsmischung in meinen ausgezerrten Körper. Oh verfickte scheiße, war das gut.
Erst als der Geschmack meines eigenen Blutes mich würgen ließ, kam ich wieder zur Besinnung. Die Prüfung! Ich kramte verzweifelt in den Taschen meiner löchrigen alten Jacke und fand einen zerknüllten Fünf Euro Schein - mit dem Bus würde ich es noch rechtzeitig schaffen! Doch bis zur Haltestelle kam ich nicht. Mit einem breiten, niederträchtigen Grinsen blickte ein Kaffeeautomat auf mich nieder ... nur 1 Euro die Tasse. Er hatte alles was das Herz nur von einem verlangen konnte: Stark, extra stark, Röstaroma, Bitternote, handverlese Spitzenbohnen ...
Als ich jedoch den ersten Euro in die Maschine stecken wollte, spiegelte sich plötzlich mein Ebenbild im blanken Metall wider. War ich das? Was war nur aus mir geworden ... verflucht! Was würden meine Freunde nur sagen wenn sie mich so sehen? ... wenn sie erfahren dass ich den Entzug wieder nicht geschafft hatte. Oder der Arzt, der mir auf Coffein nur noch wenige Wochen zu leben gab? Der Euro viel scheppernd zu Boden und Tränen liefen mir über mein Blut und Kaffeesatz verschmiertes Gesicht. Es musste aufhören ... endlich aufhören! Viel zu lange schon hatte die Drogen mein Leben bestimmt.
Ich fand an diesem Morgen noch den Weg zur Bushaltestelle - und schließlich auch in die Prüfung. Der Weg in eine neue, in eine bessere Zukunft ... ganz ohne den Kaffee. Wollen wir sehen wie es nun weitergeht - denkt mal drüber nach.

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