Freitag, 17. August 2012

Welt in Trümmern

Da das Schlafexperiment vorbei ist kann ich ja mal wieder ein paar anspruchsvolle, literarische Alltagsgeschichten schreiben.

Heute zum Beispiel bekam ich eine Email von der Deutschen Post. Sie war in meinen Spamordner gerutscht und ich hätte sie fast nicht bemerkt. Der Betreff war "Sie mussen abholen Paket von Post". Auf die guten Leute von der Post ist verlass - ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern etwas bestellt zu haben, zum Glück haben sie mir diese Mittelung geschrieben. Also machte ich mich auf den Weg zur Post.
Eine lange und kräftezehrende Expedition erwartete mich. Zwar verkehren einige öffentliche Verkehrsmittel zwischen der Post und meinem zu Hause, doch diese sind oft überfüllt von den schrecklichsten und widerwärtigsten Kreaturen auf Gottes grüner Erde: Pendlern. Pendler ... ohne Rücksicht auf Verluste Pendeln zu von A nach B. Wollen sie zur Arbeit oder nach Hause ... man kann es nicht wissen, denn sie sind immer in Bewegung - ständig auf der Flucht. Und wenn ich die Post erreichen wollte musste ich einer von ihnen werden.
In einen unscheinbaren schwarzen Mantel gehüllt betrat ich eine der Straßenbahnen. Sofort umfing mich der widerliche Geruch von pendelndem Fleisch. Ich musste würgen und schon hatte ich die stechenden Blicke der Pendler im Nacken. Hatten sie mich durchschaut? Unsicher pendelte ich von einer Sitzreihe zur nächsten ... ihre Blicke ließen allmählich von mir ab. Ich hatte es geschafft, sie akzeptierten mich als einer von ihnen.
Als ich die Post schlussendlich erreichte dämmerte es bereits. Nun nahmen die unheilvollen Ereignisse ihren Lauf. Denn es gab kein Paket ... es hatte nie eines gegeben. Offenbar nur ein Trick. Doch wozu ... wer hatte etwas davon mich zur Post zu locken? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten - eine Reihe maskierter Gestalten begann mich zu umzingeln.
"Los, her mit deinem Knochenmark!", rief mir ihr Anführer entgegen. Ich war kein bisschen überrascht ... die Deutsche Knochenmarksspende ... und wie immer waren sie hinter meinem Knochenmark her. Und wie es aussah würden sie dieses Mal ihr Ziel erreichen. Ich war blind in ihre Falle getappt, es war meine eigene Schuld, nun musste ich die Strafe dafür bezahlen. Zwei der maskierten Männer hielten mich an den Armen fest, ein anderer riss mir gewaltsam das T-Shirt vom Körper. Dann drückte sie mich zu Boden und begannen mit einer Spritze mein Knochenmark zu stehlen. Als sie hatten wonach es ihnen gelüstete ließen sie mich im dreckigen Schlamm vor der Postfilliale liegen. Noch einige Minuten kämpfte ich mit den Schmerzen, doch schließlich schlief ich einfach ein. Als ich wieder aufwachte war ich bereits tot.
Nein wartet, das macht wenig Sinn. Ich war nicht tot, ich war ... hm ... ein Brot. Ja, jemand hatte mir ein Brot-Kostüm angezogen und mich nach Hause gebracht. Die mystischen Brotheilkräfte sorgten dafür dass ich rasch wieder gesund wurde. Und so endete mein Tag mit einem Happy End ... auch wenn ich der Post wohl nie wieder werde vertrauen können. Denkt mal darüber nach.

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