Sonntag, 21. Dezember 2014

Christmas is coming! Gift V

Das dumpfe Dröhnen von Schnellfeuerwaffen erfüllte die Nacht. Suchscheinwerfer zogen ihren Weg über das Gelände des geschlossenen Supermarktes, während ich mich hinter einem Ford Focus verschanzt hatte. Pjew, Pjew, Pjew ... wieder eine Salve die gegen das alte Metall prasselte - sie hatten mich eingekreist. Dabei war ich so weit gekommen ... das konnte einfach nicht das Ende sein. Ich würde das fünfte Geschenk bekommen - und wenn es das letzte war, was ich tat. Dieses Jahr würde die Weihnacht nicht gewinnen ... dieses Jahr nicht!

"Der Platz ist umstellt, geben Sie auf!", dröhnte die Stimme des Polizeihauptmanns über den Parkplatz. Als Antwort warf ich ihm eine Splittergranate entgegen. Ein Gegner weniger, aber da waren noch drei dutzend mehr. Zum Glück hatte ich mich vorbereitet - mit einer Eingabe auf meinem Mobiltelefon explodierten die Rohrbomben und tauchten den Parkplatz in das sanfte Rot brennenden Napalms. Meine Chance - während die Polizisten vergeblich versuchten ihre brennenden Kollegen zu löschen, bewegte ich mich geschmeidig wie ein Ninja in Richtung Supermarkt.
Als ich die Eingangstür schon fast erreicht hatte traf mich jedoch der Scheinwerfer des Helikopters. Das war gar nicht gut ... für Verhandlungen war es wohl zu spät, ohne zu zögern eröffnete der Helikopter das Feuer auf mich. Eine Kugel durchbohrte meine Schulter, zwei weitere mein linkes Bein. Dann endlich erreichte ich die Betonsäulen des Eingangsbereichs wo ich Deckung fand. Maschienenfeuer prasselte eine Weile gegen die Säulen, bis sie merkten dass es so keinen Sinn hatte. Ich nutze die Zeit um den Plastiksprengstoff an der Außenfassade des Marktes zu befestigen. Ein Druck auf den Auslöser und die Explosion eröffnete mir einen Weg in das Gebäude.

Die Polizisten würden es nicht wagen, mir zu folgen. Doch der Supermarkt hatte seine ganz eigenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Selbstschussanlagen! Ich hörte nur ein kurzes Piepen - dann begannen die automatischen Miniguns zu schießen. Eine Salve traf meine Brust und schleuderte mich mehrere Meter durch die Eingangshalle des Marktes. Ein Glück fing meine Weste die Kugeln auf und ebenso glücklich landete ich hinter ein paar Zierpflanzen, wo die Selbstschussanlagen mich scheinbar nicht anvisieren konnten. Wenn ich den Rest des Weges in Zeitlupe laufen würde, sollte ich die Bewegungssensoren der Selbstschussanlage überlisten können.

Zuvor musste ich mich aber um die Blutung in meinem linken Bein kümmern, die mir allmählich zu schaffen machte. Da erinnerte ich mich daran, dass man einen Waldbrand mit einem Gegenbrand stoppen kann. Das bedeutet logischer Weise, man keine eine Schusswunde durch einen Gegenschusswunde stoppen! Ich nahm also meine Pistole und schoss mir zwei weitere Kugeln in den linken Oberschenkel. Dann schoss ich mir noch einmal in die Schulter. Wieder hatte der Wissenschaftskanal mein Leben gerettet.

In Zeitlupe überwand ich den restlichen Weg durch die Eingangshalle und überquerte die Treppe bis ins Obergeschoss. Das dauerte etwa dreißig Minuten - und obwohl ich meine Schusswunden fachgerecht versorgt hatte, wurde mir mehr und mehr schwarz vor Augen. Es war also wieder so weit ... ich würde wieder die Macht des Coffein brauchen, um die Weihnacht zu überstehen. Dabei hatten die Ärzte gesagt ich würde sterben, wenn ich noch eine weitere Tasse Kaffee konsumieren würde. Verdammt. Manchmal muss ein Mann einfach tun, was ein Mann tun muss! Ich zog in Zeitlupe den Flachmann aus meinem Unterschenkel-Holster und schraubte ihn in Zeitlupe auf. Mit letzter Kraft begann ich die aromatische, braune Araba-Mischung zu trinken, Schluck für Schluck - in Zeitlupe.

Dann wartete ich ... und wartete. Doch nichts passierte. Was ich damals nicht wusste war, dass ich am Vortag aus Versehen coffeinfreien Kaffee gekauft hatte. Nun wurde die Blutlache unter mir größer und größer, während ich vergeblich auf den rettenden Coffeinschub wartete. Die Strapse, die sich meine Freundin zu Weihnachten gewünscht hatte, waren so nahe, doch mir fehlte die Kraft sie noch zu erreichen. Ich ließ mich zu Boden fallen und schloss die Augen. Diese Runde ging an dich, Weihnachten.

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