Freitag, 4. Februar 2011

Seelig sind die geistig armen

Wie viele von uns Chemikern habe auch ich den heutigen Tag ausschließlich mit Lernen verbracht. So viel gelernt habe ich lange nicht mehr, es waren gut 8 Stunden wenn man die Pausen abzieht. Der Trick dabei, sich für so lange Zeit zu motivieren, ist es den Spaß am Lernen nicht zu verlieren - deshalb habe ich ein kleines Spiel entwickelt, um mir das Lernen schmackhafter zu machen. Nach jeweils zehn auswendig gelernten Skript-Seiten trinke ich einen Kurzen.
Und spätestens nach der 300sten Seite hat man schlussendlich das Gefühl, alles zu wissen. Die chemische Struktur der DNA - ein Kinderspiel. Wie Lactose oder Saccharose aufgebaut ist - ein Klacks. Wo der Unterschied zwischen Cholin, Chinolin oder Chinol ist, Glas klar. Was Pyridin, Pyrimidin und Pyran gemeinsam haben, die Antwort ist natürlich 6. Wieso Sekundenkleber Cyanid enthält, und wieso daraus Plexiglas wird wenn man es gegen Methyl ersetzt - gibt es was Leichteres? Die Liste ließe sich endlos weiterführen ... und genau das ist das Problem. Wir wissen viel ... zu viel! Wir dürfen Professor Vogel nicht zeigen, wie viel wir in all der Zeit gelernt haben. Wenn er erkennt, dass wir eine Bedrohung sind, könnte er uns alle vernichten. Wir alle Wissen dass  er die Mittel dazu hat ... ja genau ... ihr wisst wovon ich spreche: Er hat einen Bootsführerschein, das einzige was uns Chemiker umbringen könnte.
Also wenn ihr euch in Prof. Vogels Prüfung wiederfindet, und auf dutzende lachhaft einfache Fragen stoßt - dann stottert, plappert, und tut so als wüsstet ihr von nichts. Denn unser Leben ist mehr wert, als eine gute Note. Denkt mal drüber nach.

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