Donnerstag, 24. Dezember 2015

Mein zweiter Schultag

Hallo lieber Leser,
erinnert ihr euch noch an die Geschichte von meinem ersten Schultag? Ja, es war eine spannende und auch traurige Geschichte über Verlust, Verrat und Zeitreisen. Und bevor die schleichende Demenz all meine Erinnerung vertilgt, möchte ich euch heute auch von meinem zweiten Schultag berichten.

Es war ein friedlicher Sommerabend im Dezember. Man lebte damals noch ein ruhiges, bescheidenes Leben ohne Handys, Globalisierung oder Internet. Doch dem kleinen Silvio war klar, dass es an der Zeit für eine Veränderung war. Mit dem ersten funktionierenden Prototyps eines Smartphones war ich auf dem Weg zum Patentamt, als die Geschehnisse eine unerwartete Wendung nahmen ... 
Denn ich wurde aufgehalten von etwas, das ich nie zuvor gekannt hatte: Liebe! An der Straßenecke vor dem Patentamt stand nämlich eine wunderhübsche, junge Frau. Sie hatte langes, schwarzes Haar, helle, makellose Haut und ein umwerfendes Lächeln. Zudem ließ ihre freizügige Kleidung einiges erahnen ... ich konnte nicht anders, als zu ihr zu gehen.
"Hallo", murmelt ich.
"Hey kleiner, 10 für nen Blowy und 50 für nen Quicky."
Ihre zarte Stimme verzauberte mich sofort. Ich war zwar erst 12 und verstand auch noch kein Englisch, aber wenn sie dringend Geld brauchte half ich ihr gerne aus. Wir gingen gemeinsam zu ihrer Wohnung und zwanzig Minuten später war ich zu einem Mann geworden. Mir war klar, dass ich diese Frau eines Tages heiraten würde ... soweit kam es jedoch nie. Eine Explosion sprengte die Wand und große Teile der Wohnung in die Luft. Ich blieb zum Glück unverletzt, doch die Körperteile meiner zukünftigen Ehefrau lagen in der gesamten Wohnung verstreut. Eine zweite wunderschöne, schlanke, junge blonde Frau stieg durch das Loch in der Wand.
"Seid Ihr unverletzt Dr. Silvio?"
"Ja ich ... woher kennst du meinen Namen?"
"Ich bin Stella, ich bin Eure Leibwache aus der Zukunft, Ihr habt mich zurückgeschickt um Euer Leben zu retten!"
Ich war verwundert: "Retten, wo vor?"
"Diese Frau war eine feindliche Agentin und wollte Euch mit Aids infizieren ... sagte bitte Ihr habt noch nicht mit ihr geschlafen."
"Ähm ... nein ... beim ersten Date, das würde ich nie tun!"
"Das ist gut ..." Stella atmete erleichtert aus. "Ich meine ... ich bin doch die einzige Frau für Euch."
Zwanzig Minuten später lag Stella nackt und völlig außer Atem zwischen den Trümmern. Wahrscheinlich kannte nun jeder in diesem Häuserblock meinem Namen ... jedoch war keine Zeit mich selbst zu loben, ich musste zum Patentamt.

Dort wo einst das Patentamt war, gab es nun allerdings nur noch einen riesigen Krater. Ich hatte mich ohnehin schon gefragt, was das für ein seltsames gigantisches Raumschiff war, das seit zwei Wochen über der Stadt schwebte. Es waren Außerirdische! Und sie wollten diesen Planeten unterwerfen um unser kostbares Unobtanium zu plündern.
"Das Patentamt ... ihr Monster!!", schrie ich. Diese Wesen hatten sich mit dem Falschen angelegt. Denn wie bei allen Männern meiner Familie erwachten auch bei mir mit dem ersten Sex meine mächtigen Feuerbändiger-Fähigkeiten. Mit einigen ausladenden Handbewegungen beschwor ich also drei riesige Feuerbälle, die ich dem Raumschiff entgegen schleuderte. Die Welt war gerettet ... schon wieder. Bei dem ganzen Durcheinander hatte ich jedoch mein Smartphone verloren. Als ich einige Tage später mit einem neuen Prototypen zum Patentamt in die Nachbarstadt fuhr, erlebte ich dann eine böse Überraschung: Ein Typ namens Steve Jobs hatte bereits ein ähnliches Patent eingereicht.
Na ja, auf dem Gebiet der Informatik gab es wohl ohnehin kaum noch Forschungsbedarf. Ich würde mich also in Zukunft lieber mit Biologie und Genetik beschäftigen. Tatsächlich entwickelte ich nach nur wenigen Jahren Forschung einen Wirkstoff, mit dem ich hoffte Aids heilen zu können. Ich nannte ihn "Krebs", da er die Aids-Viren wie die mächtigen Scheren eines Krebs' zermalmen sollte. Ich testete den Wirkstoff glücklicher Weise zuerst an meiner Leibwache Stella ... wie sich herausstellte heilte es das Aids nicht, sondern tötete einen stattdessen.
Wieso musste Gott nur alle Frauen, die ich liebte, von mir nehmen?
Ich war sehr betrübt. Kein Smartphone, kein Heilmittel, keine Stella ... mir blieb nur ein Ausweg: Verantwortung für meine Taten übernehmen. Denn noch viel mehr als ich, leidete Stellas Familie. Ich ging also zu ihren Eltern und erlöste sie von ihrem Leid. Was ich nicht bedachte war, dass Stella aus der Zukunft gekommen war, was bedeutet die Stella aus dieser Zeitlinie war noch am Leben. Diese Stella war gerade 16 geworden ... genau wie ich. Ich freundete mich mit ihr an und spendete ihr Trost, nachdem ihre Eltern brutal von einem unbekannten ermordet worden waren. Schon bald verliebten wir uns ineinander und Stella schwor mir mich für den Rest ihres Lebens zu lieben und zu beschützen. Und ich schwor ihr im Gegenzug den Mörder ihrer Eltern zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen!

Euch Blogleser mag das seltsam vorkommen, wo ich selbst doch ihre Eltern umgebracht habe. Aber ich war damals süchtig nach Coffein und außerdem war ich in meinem ganzen Leben nur einen Tag zur Schule gegangen. Dass ich zudem Aids hatte und mit den Jahren die perversesten Sexphantasien entwickelt hatte half mir auch nicht gerade dabei, einen klaren Geist zu behalten. Wie oft habe ich Stella völlig high von den Aids-Medikamenten ausgepeitscht, währen ich Frauenkleider getragen habe und sie von drei schwarzen Latinos gefistet wurde ...
... was ich sagen will ist, dass ich geistig nicht ganz da war. So ist es nicht verwunderlich, dass ich eines Tages einen schwarzhaarigen Sexroboter baute und mit dem Auftrag Dr. Silvio zu töten in die Vergangenheit schickte.
Erst zehn Jahre später im buddhistischen Kloster wurde mein Geist wieder klarer. Das Leben in Enthaltsamkeit tat mir gut und heilte mein Aids sowie meine Verwirrtheit. Als mir klar wurde, was ich getan habe schickte ich Stella ebenfalls in die Vergangenheit um mein Leben zu retten. Anschließend besuchte ich als Mönch eine Schulklasse um von meinem Leben im Kloster zu erzählen. Und das war die Geschichte von meinem zweiten Schultag. Denk mal darüber nach.

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