Montag, 5. November 2012

düsterer November

Der Himmel grau und wolkenverhangen. Ein eisiger Wind lässt einen das Blut in den Adern gefrieren. Die Bäume scheinen am lebendigen Leib zu verwesen - totes braunes Laub pflastert die Straßen. Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Als ich am Kindergarten vorbeiging hatten die Kinder Stöcke in den Händen und haben damit ein anderes Kind verprügelt. Das war lustig, ein kleiner Lichtblick in diesen düsteren Tagen.
Unwillkürlich musste ich an den November 1994 denken, ich war damals gerade mal sechs Jahre alt. Der kleine Johnny Melkowitz hatte mir mein Matchbox-Auto geklaut und daraufhin habe ich ihn mit einem Stock totgeprügelt und in einem Fluss versengt ... Wenig später wurde er bei der Kirche angeschwemmt und vom Priester entdeckt. Sie kamen schnell darauf, dass ich der letzte war mit dem sie Johnny gesehen hatten. Nun wollten sie wissen, wer ihn umgebracht und mehrfach missbraucht hatte. Ich sagte ihnen schließlich die Schwarzen wären es gewesen. Ja, das war dumm, aber ich war  ein kleines, unschuldiges Kind und wusste es nicht besser.
In den folgenden Tagen verschwanden alle Schwarzen auf mysteriöse Weise aus unserer kleinen Siedlung, der Antrag 47 zur Verschärfung des Asylgesetztes wurde überraschend angenommen. Die bis dahin bedeutungslose NPD erhielt bei den Landtagswahlen plötzlich 32% der Stimmen. Was hatte ich getan ... wer hätte gedacht, dass der Tod eines von Gottes niedersten Geschöpfen (einem Kind) solch weitreichende Konsequenzen haben könnte. Es stimmt eben doch, schon der Flügelschlag eines Schmetterlings kann in China einen Wirbelsturm auslösen.
Denkt mal darüber nach.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen