Mittwoch, 11. September 2013

Back from ... nothing

Hallo,

ihr erinnert euch bestimmt an mich, ich bin es, Dr. Silvio!
Es ist lange her. Wie lange genau ... ich weiß es nicht, ich muss erst wieder lernen den Kalender zu lesen. Wieso? Nun, lasst mich die ganze Geschichte erzählen.

Es war der 22. März als ich das erste mal mit dem Nichtstun in Kontakt kam. Es war neu und interessant. Wohltuend und befreiend. Sich nicht mehr darum kümmern zu müssen was man tut, da man einfach gar nichts tut. Genauso einfach wie genial. Damals ahnte ich nicht, wohin mich das führen würde.
Es vergingen einige Wochen, in denen ich lernte das Nichtstun weiter und weiter zu perfektionieren. Jeden Tag tat ich ein paar Minuten mehr nichts, als den Tag zuvor. Ich strich keine Butter mehr auf mein Brot, sondern tat stattdessen nichts. Ich schaute keine Nachrichten mehr, sondern tat lieber nichts. Ich besorgte es Nachts nicht mehr dutzenden Frauen, sondern tat lieber nichts. Ich war vom Nichts besessen, diese wolkig-leichte Umarmung des endlosen Nichts, das einen langsam bei sich aufnimmt und dafür sorgt, dass einem nichts Schlimmes passiert.
Als ich aufhörte auf die Toilette zu gehen und mich einfach auf den Boden erleichterte, hätte ich misstrauisch werden sollen. Doch ich wurde es nicht. Nein, ich machte weiter - geblendet von meinem Endziel: das absolute Nichts. Es dauerte noch einige Monate ... bis, eines Tages ...

In den Ohren Oropax und die Augen mit Klebeband abgeklebt lag ich auf meinem Bett. Oder saß darauf ... schwer zu sagen, schließlich war ich vollgepumpt mit Analgetika um nicht durch meinen Tastsinn abgelenkt zu werden.
Friedlich war es, das Nichts. Es war nun zum Greifen nahe.
"Nimm es dir!", sagte die Stimme in meinem Kopf.
"Greif es dir, das Nichts!"
Ich griff danach, versuchte mit aller Macht es zu erreichen ... doch es glitt mir wieder und wieder durch die Finger. Nach endlosen Stunden gab ich es auf ..  nun wurde es mir klar: Es stand noch etwas zwischen mir und dem Nichts. Nämlich diese kleine Stimme. Die Stimme in meinem Kopf, das war etwas - und wo etwas war, konnte nicht Nichts sein.
Viele hätten an diesem Punkt aufgegeben. Doch ich wusste, wie ich die Stimme zum Schweigen bringe: Diazepam und Wodka. Ein paar Tabletten und Gläser später war es still in meinem Kopf. Ich war am Ziel, das aboslute Nichts. Die Erleuchtung! Mit einem Mal war alles so klar, jetzt ergab es endlich Sinn. Je dunkler es um mich wurde, desto heller strahlte das Licht der Erkenntnis. Wer das Nichts erreicht hat, kann in aller Ruhe "Etwas" darauf aufbauen - unbegrenzte Möglichkeiten lagen vor mir.

Was dann passierte weiß ich nicht mehr genau, ich wachte in einem Krankenhaus auf. Kurz drauf wurde ich in eine Klinik für Selbstmordgefährdete eingewiesen. Keine Ahnung wie die Leute darauf kamen, ich wäre selbstmordgefährdet.
Na ja - und nun bin ich wieder hier, um meine neu erlangte Weisheit mit euch teilen. Denkt mal darüber nach.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen