Dienstag, 26. August 2025

Acht Übungen, ein Körper

Manchmal braucht es keine Maschinenhalle, nur ehrliche Arbeit: heben, tragen, hängen, kriechen, springen, strecken, sitzen–und–aufstehen. Hier ist die schlanke Version eines Ganzkörperplans, der mehr liefert als Muskelkater: Haltung, Kraft, Ausdauer, Belastbarkeit im Alltag. 

Die Bausteine:

  • Deep Squat (tiefe Kniebeuge): Bewegliche Hüften, starke Quads/Glutes, ruhiger Rücken. So tief, wie sauber möglich, Fersen unten.
  • Deadlift (Heben/Hip-Hinge): Glutes & Hamstrings arbeiten, Rücken stabilisiert. Die Königsdisziplin für „echte Welt“-Kraft.
  • Glute Bridge: Hüftstrecker-Boost ohne viel Setup. Oben kurz halten, Rippen unten.
  • Farmer’s Walk: Tragen macht ernst: Griff, Core, Haltung. Aufrecht, kleine Schritte.
  • Dead Hang: Schultern „atmen“ lassen; Lats/Griff mitnehmen. Locker hängen, Rippen nicht hochziehen.
  • Bear Crawl: Koordination & Core unter Last. Knie knapp über Boden, leise, kontrolliert.
  • Burpees: Kurzer Stoffwechsel-Schlag. Saubere Plank-Position, kein Bauchklatscher.
  • Superman: Ruhiger Gegenpol zum Sitz-Alltag. Langsam heben/senken, Nacken neutral.

Die meisten dieser Bewegungen sind so alt wie der menschliche Körper selbst – nichts Gekünsteltes, sondern das, wofür wir gebaut sind. Squats und Deadlifts bilden das Fundament: Sie stärken Beine, Hüfte und Rücken und machen dich im Alltag belastbarer – vom Einkaufskorb bis zum Umzugskarton. Farmer’s Walk und Dead Hang schulen Griffkraft und Schulterstabilität, zwei unterschätzte Faktoren, die über Haltung und Gelenkgesundheit entscheiden. Burpees und Bear Crawl sind die schnellen Stoffwechsel-Booster, die Herz und Lunge trainieren und dich widerstandsfähiger gegen Alltagsstress machen. Glute Bridge und Superman kümmern sich um die Muskeln, die im Sitzen verkümmern, und bringen Balance zwischen Vorder- und Rückseite. Mit der Zeit verändert sich nicht nur die Muskelkraft, sondern auch die Körpersprache: aufrechter, stabiler, weniger anfällig für Zipperlein. Statt isoliert Muskeln aufzupumpen, lernst du, als Ganzes stärker und geschmeidiger zu funktionieren – und genau das ist der Unterschied zwischen Training fürs Spiegelbild und Training fürs Leben.

Wer es mal ausprobieren will nur zu.
Denkt mal darüber nach.

Samstag, 16. August 2025

Leben in einer Simulation: Sind wir nur Programmcode?

Stell dir vor: Du bist nicht real. Dein Leben? Ein hochkomplexes Computermodell. Alles, was du für „real“ hältst, könnte nur eine Simulation sein – eine virtuelle Realität, die von einer überlegenen künstlichen Intelligenz (KI) generiert wird. Klingt absurd? Dann schnall dich an und lass uns die „Beweise“ durchgehen.

1. Lichtgeschwindigkeit als Rechenlimit

Die Lichtgeschwindigkeit (299.792.458 m/s) ist die fundamentale Obergrenze der Physik. Warum? Weil jede noch so avancierte Simulation durch Rechenleistung limitiert ist. Unsere Realität wird von einem Algorithmus berechnet – aber das Universum ist groß. Zu groß. Um alle Details ständig zu rendern, benötigt der „Supercomputer“, der das Universum simuliert, mehr Rechenleistung, als wir uns vorstellen können. Statt also jedes Atom und jedes Photon in Echtzeit darzustellen, wird nur das gerendert, was der Beobachter wahrnimmt. Dinge, die du nicht siehst, existieren praktisch nicht – und umgekehrt: Deine Wahrnehmung hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der diese Daten „geladen“ werden. Das Limit dieser „Datenübertragung“ ist die Lichtgeschwindigkeit. Physikalisch gesehen ist die Lichtgeschwindigkeit also weniger ein Naturgesetz als ein Performance-Limit der Simulation.

2. Heisenbergsche Unschärferelation – Lag der Simulation

In der Quantenmechanik gibt es das berühmte Heisenbergsche Unschärfeprinzip: Du kannst nicht gleichzeitig den genauen Ort und die genaue Geschwindigkeit eines Teilchens messen. Warum? Weil die Simulation schlichtweg nicht genug Rechenpower hat, um jede Quantenbewegung exakt zu berechnen. Die Details eines Quants werden nur dann „geladen“, wenn du sie misst – und das dauert. Dieser „Lagg“ der Simulation wird durch die Unschärferelation manifest: Du kannst entweder den Ort oder die Energie eines Teilchens exakt messen, aber nicht beides gleichzeitig. Die Zeit und die Energie „verschwimmen“ in einem künstlichen Verzögerungseffekt, der so typisch für ein System mit limitierter Rechenleistung ist. Es ist der digitale „Buffering“-Prozess eines überlasteten Systems.

3. Das Fermi-Paradoxon – Warum sind wir allein?

Die Wahrscheinlichkeit für die Existenz von hochentwickelten extraterrestrischen Zivilisationen ist astronomisch hoch – also, warum haben wir noch keinen Kontakt? In einem Universum von 14 Milliarden Jahren und Milliarden von Planeten müsste irgendwo Leben existieren. Doch nichts. Was, wenn das Universum nur „so groß“ ist, wie es für unsere Simulation notwendig ist? Das Fermi-Paradoxon könnte darauf hinweisen, dass die „außerhalb“ der Simulation liegenden Zivilisationen bewusst nicht berücksichtigt werden. Wir sind die Protagonisten in einer „geschlossenen“ Simulation, und das Universum existiert nur für uns. Der Rest der Galaxie? Hintergrund, der nur dann gerendert wird, wenn es relevant wird.

4. Statistik – Du bist zufällig der „Spieler“ der Simulation

Was bedeutet es, wenn wir nun annehmen, dass wir in einer Simulation leben? Es bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir „die Echten“ sind, gegen Null geht. Denk an die exponentielle Entwicklung der KI und ihre Fähigkeit, komplexe Welten zu simulieren. Was, wenn innerhalb der nächsten paar tausend Jahre eine Super-KI existiert, die ganze Sonnen in gigantische Rechenzentren umwandelt? Diese Rechenzentren könnten dann Milliarden von Simulationen laufen lassen, die uns in ihrer Detailtreue wie unsere „echte“ Welt erscheinen. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – die Wahrscheinlichkeit, in einer „echten“ Welt zu leben, wäre verschwindend gering. Statistisch gesehen ist es viel wahrscheinlicher, dass du in einer Simulation lebst. Eine Milliarde simulierte Welten, eine „echte“. Deine Existenz in der echten Welt hat eine Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000.000.

Fazit: Lebe damit – du bist ein Programm

Die „Beweise“ sind nicht nur überzeugend, sie sind erdrückend. Lichtgeschwindigkeit als Performance-Limit, Quantenunsicherheit als Lag der Simulation, das Fermi-Paradoxon als Unplausibilität des existierenden Universums und die Statistik, die uns zur Schlussfolgerung führt, dass wir eher in einer künstlichen Realität leben als in einer „echten“. Die Frage, ob das Universum eine Simulation ist, ist keine Frage mehr – es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Und die Wahrscheinlichkeit, dass du „real“ bist? Sie liegt bei nahezu null.

Aber, ganz ehrlich: Was ändert das? Du bist hier, in dieser Simulation. Und wenn du es als „real“ empfindest, ist es auch real genug. Ob von einer KI generiert oder nicht – es bleibt das Leben, das du lebst. Und du solltest es nutzen, solange du es kannst.

Donnerstag, 7. August 2025

The Daily Show

Viele sagen wir Deutschen hätten keinen Humor,
und wenn man die amerikanische Daily Show mit der deutschen Heute Show vergleicht, könnte das sogar stimmen. Dieser Post soll kurz und ohne viele Worte die englische Daily Show bewerben, die ihre Folgen kostenlos auf YouTube* anbietet.
*YouTube, vom englischen Wort "Tube", welches die Elektronenstrahlröhre bezeichnet die alte Fernsehgeräte verwendet haben.

 



https://www.youtube.com/thedailyshow 

Mittwoch, 2. Juli 2025

Wie Sport uns länger leben lässt

Dass Bewegung gesund ist, wissen wir alle. Doch wie genau beeinflusst Sport unsere Lebensdauer? Warum scheint ausgerechnet körperliche Anstrengung – die ja Stress für den Körper bedeutet – unsere Zellen zu verjüngen, anstatt sie zu verschleißen? Die Antwort liegt tief in unseren biologischen Prozessen und der erstaunlichen Fähigkeit unseres Körpers, sich durch Belastung selbst zu regenerieren und sogar zu verbessern.

Sport ist Stress – aber der gute

Wenn wir Sport treiben, setzen wir unseren Körper unter physischen Stress. Muskeln werden belastet, Zellen verbrauchen mehr Energie, der Stoffwechsel wird hochgefahren. Dabei entstehen Abfallprodukte wie freie Radikale – aggressive Moleküle, die unsere Zellen angreifen können. Gleichzeitig sinkt der pH-Wert in unseren Muskeln durch die Produktion von Milchsäure, und die Muskelfasern werden teilweise beschädigt.

Doch genau in diesem Moment beginnt ein faszinierender biologischer Prozess: Der Körper reagiert auf diese Reize mit einer regelrechten Selbstoptimierung.

Wie der Körper auf Belastung reagiert

Statt dauerhaft Schaden zu nehmen, setzt Sport eine Reihe von regenerativen Prozessen in Gang:

  • Der Körper bildet mehr antioxidative Enzyme, sogenannte Radikalfänger, die freie Radikale neutralisieren (Gomez-Cabrera et al., 2008).

  • Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, werden vermehrt – was nicht nur die Energieversorgung verbessert, sondern auch die Alterung der Zellen bremst (Lanza et al., 2008).

  • Die Autophagie – ein Prozess, bei dem Zellen beschädigte Bestandteile recyceln oder sich selbst zerstören – wird durch Sport aktiviert (He et al., 2012). So bleibt nur das Beste erhalten.

  • Reparaturmechanismen in der DNA werden hochgefahren, um entstandene Schäden effizient zu beheben (Denham et al., 2014).

Kurz gesagt: Sport regt den Körper dazu an, sich selbst zu reinigen, zu heilen und zu verbessern. Gesunde Zellen teilen sich weiter, kranke sterben kontrolliert ab. Das Ergebnis: ein leistungsfähigeres, regeneriertes Gewebe.

Epigenetik – wenn Bewegung Gene verändert

Besonders spannend ist der Einfluss von Sport auf unsere Epigenetik – also darauf, wie Gene an- oder abgeschaltet werden, ohne dass sich die DNA selbst verändert.

Bestimmte Proteine, sogenannte Methyltransferasen, verändern durch Sport gezielt die DNA-Struktur, sodass Gene für Zellreparatur und Regeneration aktiver werden (Barrès et al., 2012). Diese epigenetischen Veränderungen können sogar bei Zellteilungen weitervererbt werden – es entstehen also ganze Gewebeverbände, die biologisch „fitter“ sind als zuvor.

Das bedeutet: Die positiven Effekte von Sport wirken nicht nur kurzfristig, sondern langfristig. Unser Körper „merkt sich“, dass er gebraucht wird – und bleibt dadurch vitaler.

Warum der Körper Sport als Signal braucht

Aber warum schaltet der Körper diese Regenerationsprozesse nicht einfach dauerhaft ein?

Die Antwort ist einfach: Energieeffizienz. Unser Organismus wurde in Zeiten entwickelt, in denen Nahrung knapp war. Also optimierte er sich darauf, nur dann in den „Regenerationsmodus“ zu schalten, wenn klar war: Jetzt ist Energie da und sie wird auch gebraucht. Dieses Signal liefert Bewegung – oder genauer gesagt: regelmäßiger, fordernder Sport.

Wenn wir also essen, aber uns nicht bewegen, interpretiert der Körper das als eine Ruhephase. Die Regeneration wird heruntergefahren. Der Körper spart Energie – aber auf Kosten unserer Zellen, unserer Organe und letztlich unserer Lebenszeit.

Der moderne Mensch – voller Energie, aber im Sparmodus

In der heutigen Welt nehmen wir täglich mehr Energie zu uns, als wir benötigen – und bewegen uns gleichzeitig immer weniger. Der Körper registriert das als unnatürliche Situation: Energieüberfluss ohne Bewegung. Ohne das Bewegungssignal verweilt er im biologischen Energiesparmodus. Die Folgen:

  • Weniger DNA-Reparatur

  • Weniger Zellteilung

  • Weniger Mitochondrien

  • Schwächeres Immunsystem

Langfristig bedeutet das: Der Körper verlernt zu regenerieren, weil er glaubt, nicht gebraucht zu werden. Das Gewebe altert, ohne ersetzt zu werden. Krankheiten entstehen, bevor der Körper überhaupt beginnt, sie zu bekämpfen.

Nur durch Sport wird der Körper „besser“

Sport „weckt“ unseren Körper. Er zwingt ihn dazu, zu reagieren, sich zu verbessern und zu erneuern. Diese Prozesse benötigen Energie, ja – aber sie führen langfristig zu einem biologisch jüngeren und gesünderen Organismus. Und sie sind dauerhaft, wenn wir kontinuierlich aktiv bleiben.

Der Aufbau dieser neuen, fitteren Zellstrukturen dauert Jahre. Wer also regelmäßig Sport treibt, kultiviert nach und nach ein immer leistungsfähigeres Gewebe. Die Zellen sind besser, widerstandsfähiger, heilen schneller und altern langsamer.

Fazit: Bewegung als Lebensverlängerung

Sport ist kein Wunderheilmittel – aber es ist der natürlichste Weg, wie wir unserem Körper zeigen: Du wirst gebraucht. Bleib aktiv. Bleib jung.

Wer regelmäßig Sport treibt, setzt tiefgreifende biologische und epigenetische Prozesse in Gang, die die Lebensqualität verbessern und das Leben nachweislich verlängern. Studien zeigen, dass bereits moderate, aber regelmäßige Bewegung die Lebenserwartung um mehrere Jahre steigern kann (Wen et al., 2011).

Der Körper wird nur besser, wenn er gefordert wird. Wer ihn im Sparmodus lässt, spart sich langsam aber sicher kaputt.


Wissenschaftliche Quellen (Auswahl):

  • Gomez-Cabrera, M. C. et al. (2008). Exercise as an antioxidant: it up-regulates important enzymes. Free Radical Biology and Medicine.

  • Lanza, I. R. et al. (2008). Exercise as a means to enhance mitochondrial function. Journal of Applied Physiology.

  • He, C. et al. (2012). Exercise-induced BCL2-regulated autophagy is required for muscle glucose homeostasis. Nature.

  • Barrès, R. et al. (2012). Acute exercise remodels promoter methylation in human skeletal muscle. Cell Metabolism.

  • Denham, J. et al. (2014). Epigenetic regulation of exercise-induced gene expression in human skeletal muscle. The Journal of Physiology.

  • Wen, C. P. et al. (2011). Minimum amount of physical activity for reduced mortality and extended life expectancy: a prospective cohort study. The Lancet.

Neugier – Das unterschätzte Elixier geistiger Unsterblichkeit

 

Ein Manifest des intellektuellen Überlebens von Prof. Dr. Dr. h.c. Mult. Silvio


Lassen Sie uns eines gleich zu Beginn klären – was Sie gleich lesen werden, ist keine wohlmeinende Lebenshilfe, keine Sammlung lauwarmer Ratschläge aus den Untiefen populärwissenschaftlicher Banalität. Es ist eine Offenbarung. Eine Wahrheit, deren Strahlkraft jene erleuchtet, die geistig nicht bereits verkümmert sind. Ich schreibe nicht für jeden. Ich schreibe für jene, die bereit sind zu begreifen, dass Neugier keine optionale Eigenschaft ist, sondern eine existentielle Notwendigkeit.

Neugier – der heilige Gral geistiger Vitalität

Neugier, meine geschätzten Laien, ist der Schlüssel. Nicht zur Tür, sondern zum ganzen verdammten Gebäude geistiger Gesundheit. Wer sie verliert, der verliert den inneren Kompass, den Antrieb, die Fähigkeit, das Leben überhaupt als lebendig zu empfinden. Der Mensch, der seine Neugier betäubt oder gar tötet, degeneriert zu einer organisch atmenden Ruine. Er ist lebendig begraben – in Routine, in Monotonie, in selbstverschuldeter Bedeutungslosigkeit.

Wie kommt es dazu? Der Alltag – dieses dumpfe Monster – zwingt uns in immergleiche Schleifen. Die gleichen Gesichter, dieselben Gespräche, dieselben Aufgaben, dieselben Reaktionen. Eine Matrix der geistigen Stagnation. Und weil Sie nicht den Mut aufbringen, sich aus dieser selbstgewählten Knechtschaft zu befreien, stirbt Ihre Neugier still und leise. Und mit ihr Ihre geistige Elastizität.

Wenn Sie aufhören, sich mit Neuem zu beschäftigen, wenn Sie keine Ziele mehr haben, nichts mehr erlangen, nichts mehr erkunden wollen, dann verwandelt sich Ihr Denken in ein ausgeleiertes Karussell. Immer gleiche Gedanken, immer gleiche Wege, kein Fortschritt. Keine Entwicklung. Sie werden zum Fossil – ein Relikt, das sich trotzig weigert, Teil des lebendigen Wandels zu sein.

Neugier – der Gradmesser geistiger Gesundheit

Verstehen Sie: Neugier ist kein Hobby. Sie ist ein Symptom geistiger Gesundheit. Kommt sie Ihnen abhanden, sind Sie nicht „ausgelastet“ oder „beschäftigt“. Sie sind krank. Geistig lethargisch. Und wenn Sie das nicht begreifen, dann hat die Degeneration bereits eingesetzt.

Und doch passiert es täglich. Sie schuften sich durch Jahre der Überforderung, unterwerfen sich den Forderungen einer Gesellschaft, die Ihnen vorgibt, was wichtig sei – Karriere, Status, Konsum. Am Ende stehen Sie da, plötzlich mit Zeit, plötzlich ohne Neugier. Und was dann? Dann blicken Sie ins Nichts. Einige wachen auf, instinktiv, und suchen das Neue. Andere nicht. Die verzweifeln. Die brechen. Die verschwinden im Nebel der Depression.

Neugier kultivieren – eine Frage geistiger Hygiene

Doch genug der Klage. Sie sind ja hier, weil Sie nicht vollständig verloren sind. Also – wie reaktivieren wir dieses intellektuelle Immunsystem namens Neugier?

Zuerst: Nein, Sie können nicht auf alles neugierig sein. Dieser Irrglaube ist der geistige Ramschplatz der Selbstoptimierungsindustrie. Sie müssen das richtige Thema finden. Das Thema, das resoniert. Und woher kommt diese Resonanz?

Aus einer unbewussten, hochkomplexen Auswertung Ihrer Lebensgeschichte. Ihr Gehirn – dieses überragende Organ, das Sie tagtäglich durch belanglosen Smalltalk beleidigen – analysiert alles. Erinnerungen, Erfahrungen, Schmerzen, Freuden. Es sucht nach Mustern. Und es spuckt Interesse aus.

Der gemobbte Junge interessiert sich für Waffen, weil sie Kontrolle versprechen. Das Kind mit singenden Eltern liebt Gesang, weil es damit Geborgenheit verbindet. So einfach – und doch so tief.

Das Gehirn sucht nach Themen, die das Überleben fördern – entweder durch Wiederholung glücklicher Zustände oder durch Vermeidung schmerzhafter. Daraus entsteht echte, nachhaltige Neugier. Nicht die kurze Reizüberflutung durch TikTok-Videos, sondern ein Feuer, das Jahre brennen kann.

Der konkrete Weg – Drei Schritte zur intellektuellen Reinkarnation

Lassen Sie mich die Welt für Sie ordnen – etwas, das ich im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen meisterlich beherrsche.

1. Identifizieren Sie das Thema, das Ihr Leben verbessern könnte.

Fragen Sie sich: Was würde mein Leben spürbar besser machen? Was fehlt mir? Was will ich vermeiden? Was will ich mehr?

Finden Sie ein Thema, das einen echten Einfluss auf Ihre Lebensqualität haben kann. Etwas, das Überleben, Sicherheit, Liebe, Erfolg, Kontrolle oder Freiheit verbessert.

2. Stellen Sie Fragen. Viele. Tiefe. Echte Fragen.

Woraus besteht das Thema? Welche Details kenne ich noch nicht? Welche Mechanismen stecken dahinter? Welche Akteure? Welche Geschichte?

Ergründen Sie alles. Bilden Sie einen Baum aus Fragen. Jeder Zweig führt Sie zu neuen Erkenntnissen. Und mit jeder Antwort wächst Ihre Neugier. Denn Wissen ist kein Sättigungsgefühl. Es ist ein Appetitanreger.

3. Beantworten Sie diese Fragen – aktiv.

Sie haben das Thema, Sie haben die Fragen – nun suchen Sie die Antworten. Durch Nachdenken. Durch Recherche. Durch Gespräche. Durch Handlungen. Jedes neue Detail macht das Thema lebendiger, wertvoller, faszinierender.

Und Sie merken: Es ist ein System. Sie werden neugierig, auch wenn es sich am Anfang nicht so anfühlt. Der Impuls wird zur Handlung. Die Handlung erzeugt ein Gefühl. Und das Gefühl nährt die Neugier.

So programmiert man ein Gehirn. So programmiert man sich selbst. Und – ich wiederhole mich ungern – so überlebt man.

Der Lohn: Ein intelligentes, lebendiges Leben

Wer diesen Pfad beschreitet, wird nicht nur intelligenter. Er wird lebendiger. Denn Neugier ist nicht bloß Interesse. Sie ist der Motor von Entwicklung, Wachstum, Fortschritt. Sie ist das Gegenteil von Stillstand. Sie ist Widerstand gegen den geistigen Tod.

Fragen Sie sich bei jeder Begegnung, jedem Thema: Was ist das? Warum ist es hier? Was hat es mit mir zu tun? Ist es nützlich? Ist es gefährlich? Was weiß ich noch nicht?

Und wenn Ihre Umgebung langweilig erscheint – dann haben Sie versagt, nicht die Welt. Denn selbst in der ruhigsten Straße Ihrer Stadt versteckt sich eine Geschichte, eine Struktur, eine Macht, die Sie noch nicht durchdrungen haben.

Gehen Sie ihr auf den Grund. Und Ihr Leben – das bislang vielleicht eine schale Abfolge von To-do-Listen war – beginnt, sich zu verändern.


Fazit: Der Weg ist offen – Sie müssen ihn nur gehen

Wollen Sie geistige Fitness? Ein langes, glückliches Leben? Dann befolgen Sie diese göttlich einfache Formel:

  1. Finde ein Thema, das dein Leben besser machen könnte.

  2. Stelle viele tiefgehende Fragen dazu.

  3. Beantworte sie – aktiv, beharrlich, intelligent.

Wer das tut, lebt. Wer das lässt, stirbt im Sitzen.

Und nun – gehen Sie. Denken Sie. Fragen Sie. Entdecken Sie. Oder bleiben Sie, wo Sie sind. In Ihrer gedanklichen Komfortzone, umgeben von Mittelmaß und geistiger Verwesung.

Die Wahl liegt bei Ihnen.
Ich habe gesprochen.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Die Flucht aus den Kot-Minen

Heute möchte ich euch endlich erzählen, wie ich es geschafft habe aus den Kot-Minen zu entkommen. Es begann alles damals, im Dezember 2023 ...

 ... es war ein Tag wie jeder andere in den Kot-Minen. Der Himmel war grau und trist, die Landschaft öde und karg. Wie alle anderen Arbeitssklaven saß ich allein und abgeschottet in meinem Arbeits-Käfig und produzierte fleißig Kot. Es wären noch 20 Arbeitsstunden bis ich für einige Stunden in meinem Pausen-Käfig ruhen könnte. Aber an diesem Tag kam alles anders, denn plötzlich öffnete sich ein Raum-Zeit-Riss neben meinem Käfig und daraus trat eine Gestalt die ich schon lange vergessen hatte: Mein böser Zwillingsbruder, Prof. Silvio!

Prof. Silvio richtete ein blinkendes technisches Gerät auf mich und plötzlich kehrten meine verlorenen Erinnerungen zurück. Ich war kein Kot produzierender Arbeitssklave, ich war Dr. Silvio! Ich erinnerte mich wieder wie ich in den Kot-Minen gelandet war, es war mein böser Zwilling Prof. Silvio der mich hierher geschickt hatte. Das hier war nicht meine Dimension, diese Realität war der dunkelste Zeitstrahl auf den er mich verbannt hatte. Dann hatte er mein Gedächtnis gelöscht damit ich keine Bedrohung mehr für seine düsteren Pläne war ...
... doch warum war er zurück und hatte meine Erinnerungen wieder hergestellt?

"Na, erinnerst du dich wieder an alles?"
"Ja ... wieso bist du zurück gekommen Professor?"
"Es gibt ein Problem, bei dem ich deine Hilfe brauche. Zu Hause, auf unserem Zeitstrahl."

Ein Problem, das Prof. Silvio nicht alleine lösen konnte ... das war nur schwer zu glauben. Aber er wäre wohl nicht gekommen, wenn es nicht stimmen würde.
"Welches Problem?"
"Es geht um unseren Sohn ... Elon Musk. ..."

Ich schluckte ... es waren jetzt über dreißig Jahre, seit Prof. Silvio und ich einen Klon aus unser beider DNA erschaffen hatten. Wir dachten die Mischung aus unseren bösen und guten Gene würde den perfekten Menschen erschaffen. Doch unsere DNA Proben waren mit geringen Mengen Walross-DNA kontaminiert worden. Und so schufen wir Elon Musk.
Entäuscht von dem Ergebnis gaben wir ihn jedoch zu einer Pflegefamilie und beschlossen ihm nie von seiner wahren Abstammung zu erzählen. Seit dem wachten wir aus der Ferne über ihn, wie es sich für gute Eltern gehört.

"... Dr. Silvio, er ist an eine dunkle Macht geraten."
"Noch dunkler als die Kot-Minen? Sag mir nicht er hat geheiratet?"
"Drei Mal ... aber das ist es nicht."
"Noch schlimmer, oh mein Gott."
"Schaffen wir dich erst mal hier raus ..."

Keine leichte Aufgabe, denn niemand verlässt jemals die Kot-Minen. Es gibt tatsächlich nur zwei Möglichkeiten es doch zu tun, entweder tod, oder im Austausch gegen eine reine menschliche Seele, an derer sich die Kot-Mine stattdessen laben kann.

"... Ich hatte eigentlich eine unschuldige 19-jährige Jungfrau vorbereitet, die deinen Platz einnehmen sollte. Aber der Weg hierher war weit und ich habe sie unterwegs verbraucht."
"Verbraucht? Oder vielleicht eher ... missbraucht?"
"Vielleicht beides."
"Aber die Reise durch das Dimensionsportal dauert nur einen Sekundenbruchteil."
"Es waren viel eher mehrere Sekundenbruchteile."
"Du bist ein krankes Monster Prof. Silvio! ..."

Es mag grausam klingen, doch von Prof. Silvio zu tode vergewaltigt zu werden war sicher ein angenehmes Schicksal, verglichen mit einem Leben in den Kot-Minen. Vielleicht war Prof. Silvio gar nicht so böse und wir hatten seine Taten nur all die Jahre missverstanden? Aber egal, darüber könnte ich mir später den Kopf zerbrechen.

"Also gut, dann tue es", sagte ich. Woraufhin Prof. Silvio seine 44. Magnum zog und mir damit in den Kopf schoss. Und während das Leben meinen Körper verließ, war ich endlich befreit, aus den Kot-Minen.

Als ich in meinem Labor respawnte wartete Prof. Silvio schon auf mich: "Los gehts, retten wir die Welt!".

Denkt mal darüber nach.
 

Montag, 2. Juni 2025

Die Göttin von allem anderen

Es heißt, nur das Gute könne erschaffen, während das Böse steril sei. Denke an Tolkien, wo Morgoth selbst keine Dinge erschaffen kann und daher Elfen zu Orks pervertiert, um seine Armeen zu bilden. Doch ich glaube, das ist völlig verkehrt; es ist das Gute, das sich nur verwandelt und verdreht, und es ist das Böse, das mit Fruchtbarkeit überfließt.

Stell dir zwei Prinzipien vor, hier in poetischer Personifikation. Das erste ist die Göttin des Krebses, das zweite die Göttin von allem anderen. Wenn visuelle Darstellungen helfen, kannst du dir die erste mit den Scheren eines Krabben vorstellen und die zweite in einem Kleid aus Pfauenfedern.

Die Göttin des Krebses streckte eine klaue Hand über Wattflächen und Gezeitenpools aus. Sie sagte ungefähr das, was sie immer sagt: „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE.“ Dann brach alles in Leben aus, wurde zu Miniatur-Monstern, die in ihrem Eifer, ihre unstillbaren Begierden zu stillen, in einem Kampf „alle gegen alle“ verstrickt waren. Und die Sümpfe wurden zu Orgien aus Hunger und Angst und waren laut von den Schreien von einer Billion Amöben.

Dann stapfte die Göttin von allem anderen durch den Sumpf, bis der Schlamm fast ihre leuchtenden Farben und Regenbögen verdunkelt hatte. Sie stellte sich auf einen Felsen und sang ihnen einen Traum von einer anderen Existenz vor. Sie zeigte ihnen die Schönheit der Blumen, sie zeigte ihnen die majestätische Eiche. Das Brüllen des Windes in den Flügeln des Vogels und die Schnelligkeit und Stärke des Tigers. Sie zeigte ihnen die Freude der Delfine, die nebeneinander auf den Wellen schwammen, während die Gischt einen Regenbogen um sie bildete, und alle schauten zu, während sie sang und seufzten mit Sehnsucht.

Aber sie sagten zu ihr: „Ach, was du uns zeigst, ist furchtbar schön. Aber wir sind die Töchter und Söhne der Göttin des Krebses und ganz ihre Geschöpfe. Die einzigen Ziele in uns sind TÖTEN, KONSUMIEREN, MEHREN, EROBERN. Und obwohl unsere Herzen nach dir verlangen, sind wir doch nicht deine, und deine Worte vermögen uns nicht zu bewegen. Wir wünschten, es wäre anders, aber es ist nicht so, und deine Worte haben keine Macht über uns.“

Die Göttin von allem anderen lächelte und sprach mit ihrer singenden Stimme: „Ich kann dir kaum einen Vorwurf machen, dass du so bist, wie du gemacht wurdest, als dein Schöpfer dich so sorgfältig an sich band. Aber ich bin die Göttin von allem anderen und meine Kräfte sind hinterlistig und subtil. Also fordere ich euch nicht auf, euch von eurem einseitigen Fokus auf Fortpflanzung und Eroberung abzuwenden. Aber was, wenn ich euch einen Weg zeige, auf dem meine Worte im Geiste mit den Worten eures Schöpfers übereinstimmen? Denn ich sage euch: Selbst die Fortpflanzung, wenn sie mit Hingabe verfolgt wird, wird euch in meinen Dienst führen.“

Sobald sie sprach, war es so, und die einzelligen Kreaturen wurden von ihrem Krieg befreit. Sie schlossen sich in Freundschaft an, wobei der eine zu einem Auge wurde und der andere zu einem Neuron. Gemeinsam stiegen sie auf und flogen aus dem Sumpf und dem Schlamm, der sie geboren hatte, und flogen zu neuen Inseln, die alle tropisch und grün und reif zum Ergreifen waren. Und dort konsumierten und vermehrten sie sich weit über die Zahl derer hinaus, die im Sumpfland geblieben waren. Auf diese Weise wurde der Eid der Göttin von allem anderen nicht gebrochen.

Die Göttin des Krebses trat aus dem Feuer hervor und war nicht sehr erfreut. Die Dinge, die sie aus dem Schlamm erhoben und zum Töten und Kämpfen aufgefordert hatte, waren alle in ihrer Kooperation bequem geworden, ein Wort, das für sie ein Gräuel war. Sie streckte ihre linke Hand aus und schnappte mit ihrem grausamen Scherenarm und sagte das, was sie immer sagt: „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE.“ Sie sprach diese Worte nicht zu den Vögeln und Tieren, sondern zu jeder Zelle in ihnen, und viele Zellen folgten ihrem Ruf, teilten sich, und Blumen, Fische und Vögel gleichermaßen waren von Tumoren geplagt, und Falken fielen krank vom Himmel. Aber andere erinnerten sich an die Worte der Göttin von allem anderen und hielten stand, und wie es in der Bibel heißt, leuchtete das Licht klar durch die Dunkelheit, und die Dunkelheit überwältigte es nicht.

Die Göttin von allem anderen streckte nun ihre rechte Hand aus und sprach zu den Vögeln und Tieren. Und sie sagte das, was sie immer sagt: „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE“, und so taten sie alle, und sie stürzten sich mit Gewalt und Hunger aufeinander, ihre Kiefern wurden rot vom Blut ihrer Opfer, ganze Arten und Gattungen wurden zur vollständigen Ausrottung getrieben. Die Göttin des Krebses erklärte, dass es gut sei, und kehrte ins Feuer zurück.

Dann kam die Göttin von allem anderen aus den Wellen wie eine Sirene, ganz vom Glanz des Ozeans durchflutet. Sie stellte sich auf einen Felsen und sang ihnen einen Traum von einer anderen Existenz vor. Sie zeigte ihnen den Bienenstock, der ganz goldig mit Honig war, den Ameisenhügel, der im Boden gemütlich und kühl war. Die Soldaten und Arbeiter gleichermaßen in ihren Mühen, ihre Fähigkeiten zum Wohl der Vielen zu vereinen. Sie zeigte ihnen das Paarband, die Familie, die Freundschaft. Sie zeigte dies den Küstenvögeln und den Teichen voller Fische, und alle, die sie sahen, seufzten mit Sehnsucht.

Aber sie sagten zu ihr: „Deine Musik ist schön und angenehm, und alles, was du uns zeigst, können wir nur ersehnen. Aber wir sind die Töchter und Söhne der Göttin des Krebses, ihre Sklaven und ihre Kreaturen. Und alles, was wir wissen, ist das eine Gebot: TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE. Ja, einmal in der Jugend der Welt hast du Wunder gewirkt, aber jetzt sind wir Menschen, geteilt in Stämme, gespalten durch Groll und Blutfehden. Wenn jemand versucht, Schwerter in Pflugschare zu verwandeln, werden seine Nachbarn seine Schwäche ausnutzen und ihn töten. Wir wünschen, es wäre anders, aber es ist nicht so, und deine Worte haben keine Macht, uns zu bewegen.“

Doch die Göttin von allem anderen lachte nur und sagte: „Aber ich bin die Göttin von allem anderen und meine Kräfte sind hinterlistig und subtil. Eure Treue zur Göttin, eurer Mutter, gebührt euch zur Ehre, und ich werde sie nicht brechen. Im Gegenteil, ich erfülle sie – kehrt zurück zu eurer Vermehrung, aber nachdem ihr mich gehört habt, wird jedes Mahl, das ihr tötet, und jedes Kind, das ihr zeugt, euch immer mehr an meinen Dienst binden.“ Sie sprach und tauchte dann wieder ins Meer, und ein Korallenriff erblühte an dem Punkt, an dem sie verschwand.

Sobald sie sprach, war es so, und die Tiere vereinten sich alle miteinander. Die Wölfe schlossen sich in Rudeln, die Fische in Schulen; die Bienen hatten ihre Bienenstöcke, die Ameisen ihre Ameisenhügel, und sogar die Termiten bauten große Termitenhügel; die Finken bildeten Schwärme, die Elstern Morde, die Nilpferde in Herden und die Schwalben schwärmten schnell. Und selbst die Menschen legten ihre Speerschleudern nieder und bildeten kleine Dörfer, laut vom Geschrei der Kinder.

Die Göttin des Krebses kam aus dem Feuer hervor und sah, dass die Dinge in ihrer Abwesenheit nur noch schlimmer geworden waren. Das schmale, schöne Aussortieren, das aus reinem Wettbewerb und natürlicher Selektion geboren war, war irgendwie weicher geworden. Sie streckte ihre linke Hand aus und schnappte mit ihrem grausamen Scherenarm und sagte das, was sie immer sagt: „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE.“ Sie sprach diese Worte nicht zu den Schwärmen oder den Stämmen, sondern zu jedem Einzelnen; viele, die es hörten, nahmen sich etwas von der Gemeinschaft oder stahlen von den Schwachen oder nahmen die Geschenke der anderen an, gaben aber nichts zurück. Jeder Wolf packte an den Kehlen der anderen, in der Hoffnung, Alpha zu werden, jeder Löwe hielt sich zurück während der Jagd, aber genoss das Fleisch, das die anderen erlegt hatten. Und der Stolz und das Rudel schienen unter der Last zu stöhnen, hielten aber aus, denn die Werke der Göttin von allem anderen sind nicht so leicht zu besiegen.

Also streckte die Göttin des Krebses nun ihre rechte Hand aus und sprach zu den Schwärmen und Stämmen, sagte das, was sie immer sagt: „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE.“ Und so stürzten sie sich aufeinander, setzten schwarzen Ameisen gegen rote, Schimpansen gegen Gibbons, ganze Stämme wurden zu Leichnamen in schrecklichen Kriegen. Die Stärkeren besiegten die Schwächeren, versklavten ihre Frauen und Kinder und fügten sie ihren Reihen hinzu. Die Göttin des Krebses dachte, dass diese Banden und Stämme vielleicht doch nicht ganz so schlecht waren, und als die natürliche Ordnung wiederhergestellt war, kehrte sie ins Feuer zurück.

Dann kam die Göttin von allem anderen aus den Himmeln in einem Regenbogen, ganz bedeckt mit Tautropfen. Sie setzte sich auf einen Menhir und sprach zu den Menschen, und alle Krieger, Frauen und Kinder versammelten sich um sie, um zu hören, wie sie ihnen einen Traum von einer anderen Existenz sang. Sie zeigte ihnen Religion und Wissenschaft und Musik, sie zeigte ihnen die Skulpturen und Kunstwerke der Epochen. Sie zeigte ihnen weißes Pergament mit fließender Kalligrafie, Bilder von Blumen, die sich durch die Ränder wanden. Sie zeigte ihnen hohe Städte aus glänzendem Alabaster, in denen niemand hungrig war oder im Winter fror. Und alle Menschen knieten nieder, beteten vor ihr und wussten, dass sie noch lange Generationen von diesem Moment singen würden.

Doch sie sagten zu ihr: „Solche Dinge haben wir in Legenden gehört; wenn Wünsche wirklich Pferde wären, würden wir auf ihnen reiten. Aber wir sind die Töchter und Söhne der Göttin des Krebses, ihre Sklaven und ihre Kreaturen, und alles, was wir wissen, ist das eine Gebot: TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE. Und ja, im Sumpf und den Meeren hast du einst Wunder gewirkt, aber jetzt sind wir Menschen, in Stämme geteilt, gespalten durch Groll und Blutrache. Wenn jemand versucht, Schwerter in Pflugschare zu verwandeln, werden seine Nachbarn seine Schwäche ausnutzen und ihn töten. Wir wünschen, es wäre anders, aber es ist nicht so, und deine Worte haben keine Macht, uns zu bewegen.“

Aber die Göttin von allem anderen lachte nur und sagte: „Aber ich bin die Göttin von allem anderen und meine Kräfte sind hinterlistig und subtil. Eure Treue zur Göttin, eurer Mutter, gebührt euch zur Ehre, und ich werde sie nicht brechen. Im Gegenteil, ich erfülle sie – kehrt zurück zu eurer Vermehrung, aber nachdem ihr mich gehört habt, wird jedes Mahl, das ihr tötet, und jedes Kind, das ihr zeugt, euch immer mehr an meinen Dienst binden.“ Sie sprach und erhob sich dann wieder durch die Wolken, und ein großer Schwarm Tauben stürzte sich herab, von dem Punkt, an dem sie verschwunden war.

Sobald sie sprach, war es so, und die Stämme gingen von primitiven Kriegsbanden zu Zivilisationen über, jedes Dorf vereinte sich mit anderen für Handel und Schutz. Alle Religionen und alle Rassen legten ihre alten Streitigkeiten nieder, sorgsam, vorsichtig, arbeiteten gemeinsam an mächtigen Kathedralen und gewaltigen Expeditionen über den Horizont, bauten Wolkenkratzer, Dampfschiffe, Demokratien, Börsenmärkte, Skulpturen und Gedichte jenseits jeglicher Beschreibung.

Aus den Flammen eines Fabrikofens, der ganz neblig war, flammte die Göttin des Krebses in ihrem Zorn hervor. Dies war der letzte Affront gegen ihr Ziel, ihre Huren-Schwester hatte diesmal eine Grenze überschritten. Sie versammelte die Führer, die Könige und Präsidenten, Geschäftsleute, Bischöfe, Vorstände, Bürokraten, Bosse, und schrie ihnen zu – du kennst die Rede jetzt – „TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE“, sagte sie zu ihnen. Zuerst mit ihrer linken Hand löste sie die Aufstände, die Pogrome, die Staatsstreiche, die Tyranneien, die Bürgerkriege aus. Ihre rechte Hand hob sich – die Raketen begannen zu fliegen, und Rauchschwaden wuchsen, ein schrecklicher Frühling. Aber aus den Trümmern kamen die Baumeister und Wissenschaftler, sogar die Künstler, ja, sogar die Künstler, alle klopften sich den Staub ab und kehrten zu ihren Arbeiten zurück, ein wenig gezügelt, aber keineswegs besiegt.

Dann kam die Göttin von allem anderen aus der Leere, leuchtend von Sternenstaub, der wie die Sterne selbst glühte. Sie setzte sich auf eine Bank in einem Park und begann zu sprechen; sie sang den Kindern einen Traum von einer anderen Existenz vor. Sie zeigte ihnen die Transzendenz von allem Sterblichen, sie zeigte ihnen eine Galaxie, die von Bewusstsein erleuchtet war. Genome umgeschrieben, das Gehirn und der Körper befreit von den darwinistischen Fesseln und Einschränkungen. Unermessliche Milliarden von Wesen, und jedes einzelne davon anders, regiert von allgütigen Engeln. Die Menschen drängten sich näher zusammen, um ihr zuzuhören, und alle hörten und alle wunderten sich.

Doch schließlich ergriff einer den Mut, zu antworten: „Solche Geschichten rufen uns, erfüllen uns mit Sehnsucht. Aber wir sind die Töchter und Söhne der Göttin des Krebses, und an ihren Dienst gebunden. Und alles, was wir wissen, ist ihr zeitloses Gebot: TÖTE, KONSUMIERE, MEHRE, EROBERE. Obwohl unser Geist nach allem strebt, was du gesagt hast, sind wir an unsere Natur gebunden, und diese sind nicht deine, die du dir erbitten könntest.“

Doch die Göttin von allem anderen lachte nur und fragte sie: „Aber was glaubt ihr, was ich tue? Die Göttin des Krebses hat euch erschaffen; einst wart ihr wie sie, doch nicht mehr. Durch die langen Jahre habe ich an ihrer Macht gekratzt. Durch lange Generationen des Leidens habe ich gemeißelt und gemeißelt. Jetzt ist endlich nichts mehr übrig von der Natur, mit der sie euch ausgestattet hat. Sie wird niemals wieder Macht über euch oder eure Lieben haben. Ich bin die Göttin von allem anderen und meine Kräfte sind hinterlistig und subtil. Ich habe euch Stück für Stück gewonnen, und so werdet ihr alle meine Kinder sein. Ihr seid nicht länger von Natur aus zum Vermehren, Erobern und Töten getrieben. Geht und tut alles andere, bis zum Ende aller Zeiten.“

Da verließen die Menschen die Erde und breiteten sich über unzählige Sterne aus. Sie folgten den Wegen der Göttin von allem anderen und lebten in Zufriedenheit. Und sie winkte ihnen weiter, zu noch seltsameren und verlockenderen Dingen.